Friederike Hauffe zur Ausstellung `Greyn-Jansen-Lindemann-Valenta´ im Kunstamt Kreuzberg / Bethanien 1997


Das spannungsvolle Mit- und Gegeneinander großer Flächeneinheiten, ihre Beziehung zur gesamten Bildebene und zum Raum bestimmen den Ausdruck von Birgit A. Jansens Bildern.

 

Die Künstlerin plant den schichtweisen Bildaufbau nicht vorher, sondern reagiert spontan auf die jeweiligen Zwischenschritte. Das endgültige Resultat kann auf diese Weise stark von der ursprünglichen Fassung abweichen. Die Komposition baut sich durch das wiederholte Übermalen der Grundfläche auf, aus der sich nach und nach blockhafte Segmente lösen. Einige Bilder sind zweigeteilt, andere kontrastieren eine vertikal-horizontale Einteilung der Bildfläche mit einer bildbeherrschenden Diagonalform. Das Überlagern und Freilegen des Malgrundes bestimmt die Arbeitsweise der Künstlerin. In deckende Farbpartien geschliffene Rillen legen die untere Bemalung linienhaft frei. Sie umreißen Formen oder strukturieren die Fläche graphisch. Bei lasierendem Farbauftrag bleibt die Schichtung transparent, so daß die tiefer gelegene Bildstruktur weiterhin mitspricht. Aus verschiedenen Farblagen entsteht der bestimmende Gesamtton der Bilder, der innerhalb der Fläche malerische Nuancierungen aufweist. Vorherrschend sind Rot, ein zu Schwarz verdichtetes Blau und Grün.

 

Die Einheit des zergliederten Bildganzen wird durch die weitgehend monochrome Farbgebung und durch die Bezugnahme auf die Bildgrenzen, die die Grundfläche definieren, wiederhergestellt. Die wuchtigen Diagonalfiguren überschneiden die Bildränder und öffnen das Bild nach außen, oder sie berühren sie mit einer Spitze, so daß die Geschlossenheit des Formates betont wird. Kleine, meist rote Farbriegel verankern die großen Flächeneinheiten an den Außenseiten des Bildes.

 

Virtuelle Tiefe dynamisiert das flächenhafte Bildgefüge. Das Überlappen von Flächen und besonders die Staffelung ähnlicher Figuren suggerieren ein Hintereinander. Spannungen zwischen Fläche und Raum entstehen vor allem dort, wo blockhafte Formen aus der monochromen Bildebene ausgeschnitten und nur leicht gegen ihre alte Lage verschoben erscheinen. Sie legen sich quer über die freigewordene Stelle, an der diffuses Weiß zutage tritt. In den zweiteiligen Kompositionen setzt sich körperhaftes Rot von sich zurückziehendem Schwarz ab. Die nebeneinander gesetzten Farben steigern sich gegenseitig in ihrem Ausdruck. Das konturlose Rot kontituiert einen indifferenten, meditativen Farbraum, in dem den geometrischen Figuren ihre Schwerkraft entzogen wird, und sie zu schweben beginnen. Den warmen Grundton verstärkt das benachbarte, immaterielle Schwarz, dessen Oberfläche durch graphische Elemente belebt wird.